Weihnachten ist das Fest des Konsums, der Geschenke, der Erwartungen, des Reisens auf der Autobahn, des Essens ohne Ende, der Begegnungen von Menschen, die sich sonst das ganze Jahr kaum in die Augen schauen, der inhaltslosen Anrufe, des Jetzt-ist-Weihnachten-lasst-uns-nicht-streiten … Weihnachten als die Zeit, in der Familien wieder zusammen finden könnten. Die Zeit mit anderen Menschen, Eltern, Brüdern, Schwestern, Tanten. Eine gute Freundin schickte mir diese Zeilen.
Was machst du aus Weihnachten?
Weihnachten ist,
- … wenn wir andere lieben, ohne sie einzuengen,
- … wenn wir andere wertschätzen, ohne sie zu bewerten,
- … wenn wir anderen etwas schenken, ohne etwas dafür zu erwarten,
- … wenn wir anderen helfen, ohne sie verändern zu wollen,
- … wenn wir andere so behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten.
Ach, da könnte jeden Tag Weihnachten sein! Jeden Tag!
Zwei kurze Weihnachtsgeschichten
Rabbi Mosche Löb erzählte: Wie man die Menschen lieben soll, habe ich von einem Bauern gelernt. Der saß mit anderen Bauern in einer Schenke und trank. Lange schwieg er wie die anderen alle; aber als sein Herz von Wein bewegt war, sprach er seinen Nachbarn an: “Sag, liebst du mich oder liebst du mich nicht?” Jener antwortete: “Ich liebe dich sehr.” Er aber sprach wieder: “Du sagst, ich liebe dich, und weißt doch nicht, was mir fehlt. Liebtest du mich in Wahrheit, du würdest es wissen.” Der andere vermochte kein Wort zu erwidern, und auch der Bauer, der gefragt hatte, schwieg wieder wie vorher.
Ich aber verstand: Das ist die Liebe zu den Menschen, ihr Bedürfen zu spüren und ihr Leid zu tragen.
Naceur Charles Aceval schrieb diese Geschichte:
»Ein Rabbiner, ein jüdischer Geistlicher, fragte seine Schüler: „Sagt mir, woran können wir erkennen, wann die Nacht vorbei ist und der Tag beginnt?“
Die Schüler machten Vorschläge wie: „Wenn man einen Mandel- von einem Feigenbaum unterscheiden kann.“
Doch der Rabbi schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er. „Solange ihr im Gesicht eures Nächsten nicht eure Schwester oder euren Bruder erkennt, so lange ist die Nacht bei uns noch nicht vorbei.“«
Ein wunderbarer Märchenerzähler. Möge diese Geschichte kein Märchen bleiben.
Abschlussfrage
Was bedeutet Weihnachten für dich? Was siehst du in den Menschen, die dich umgeben?