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Was denkst du den ganzen Tag – und warum genau das?

Keine leichte Frage. Es geht um eine der wichtigsten Tätigkeiten, vielleicht die wichtigste und häufigste Tätigkeit eines Menschen. Sein Denken, seine Gedanken, seine Aufmerksamkeit.

Die Einstellung zu deinem Denken kann eine ›Täter-Einstellung‹ oder eine ›Opfer-Einstellung‹ sein.

Du hast eine Täter-Einstellung, wenn du dein Denken lenkst – du bist für dein Denken verantwortlich. Die Opfer-Einstellung liegt vor, wenn du dein Denken nur beobachten kannst. Du lebst als Spielball deines Denkens, deiner Gedanken, die du nicht oder kaum beeinflussen kannst. Verantwortung für dein Denken übernehmen andere (und wer dein Denken bestimmt, bestimmt dein Leben).

Bist du eher Täter- oder Opfer-Typ? Wie geht es dir mit deiner Einstellung?

Wenn du der Opfer-Typ bist und du dich gut damit fühlst, höre jetzt auf zu lesen. Bist du der Opfer-Typ und wärst gerne Täter-Typ – oder verkörperst du einen Täter-Typ und möchtest es vertiefen, lese weiter.

Zu Beginn trennen wir drei Begriffe: Gedanken, Denken und Aufmerksamkeit:

  • Gedanken: Die Wiederholung von Erfahrungen, Erinnerungen, Erwartungen (vergangenheits-orientiert).
  • Denken: Die bewusste Reflexion der Gegenwart, eine Beobachtung von dem was ist (gegenwarts-orientiert).
  • Aufmerksamkeit: Der Fokus deiner Gedanken, deines Denkens, die Themen, mit denen du dich beschäftigst (themen-orientiert).

Aufmerksamkeit steuert deine Wahrnehmung. Wenn du dich mit einem Autokauf der Marke X beschäftigst, siehst du plötzlich überall diese Automarke. Bist du vor kurzem Mutter/Vater geworden, siehst du auf einmal überall Babys, Kinderwägen. Du fokussierst deine Aufmerksamkeit und steuerst deine Wahrnehmung.

Fritz B. Simon (Gemeinsam Sind Wir Blöd?!, S. 13) über Aufmerksamkeit:

»… was nicht beobachtet wird, hat keine soziale Realität. Es bewirkt nichts, es provoziert nichts, nicht einmal Widerspruch.«

Fritz B. Simon

In der Opfer-Rolle bist du getrieben von deiner Umwelt. Sie gibt dir deine Themen, deinen Fokus für deine Aufmerksamkeit vor. Deine Frau erläutert dir immer wieder, was noch für „euer“ Glück fehlt. Dein Chef macht dir schon länger klar, wo deine Defizite liegen … Du schluckst deren Themen und verwandelst sie zu deinem Fokus.

Der erste Schritt aus der Opfer-Rolle führt über deine Aufmerksamkeit. Womit beschäftigst du dich den ganzen Tag? Welche Themen schwirren in deinem Kopf? Kennst du die Themen? Schreibe deine Themen zwei bis drei Tage auf, mache deine Themen für dich transparent. Frage gute Freunde, welchen Fokus sie bei dir wahrnehmen. Du wirst stauen, mit was du dich beschäftigst.

Du kannst dich fragen:

  • Warum hattest du deine Aufmerksamkeit auf den bisherigen Themen – welchen Nutzen hattest du?
  • Wer hat deine Aufmerksamkeit auf diese Themen gelenkt – waren es deine Themen?
  • Was blendest du aus deiner Aufmerksamkeit aus (blinde Flecken)?

Jetzt kannst du dich fragen, ob das die Themen sind – mit denen du dich wirklich beschäftigen willst? Sind es Themen, die dir am Herzen liegen, die für dich wichtig sind, die dir gut tun? Oder ziehen sie dich runter? Orientieren sich die Themen – an dem was war (Vergangenheit)– an dem was ist (Gegenwart)– oder an dem was sein könnte (Zukunft) ? Oder an dem was anderen wichtig ist?

Der zweite Schritt: Du prüfst, ob du bei diesen Themen ›denkst‹ oder ›Gedanken‹ aufwärmst. Wenn du denkst, beschäftigst du dich mit dem was ist, du beobachtest mehr und entwirfst Bilder für die Zukunft. Bist du in Gedanken, haftest du an der Vergangenheit. Deine Gedanken blicken zurück, du gleichst die Gegenwart mit deinen Erwartungen ab, du bewertest das Jetzt auf Basis deiner konstruierten Erinnerungen. Anders ausgedrückt: Du fährst mit dem Blick in den Rückspiegel nach vorne.

Mögliche Fragen:

  • Warum hat die Vergangenheit einen so großen Einfluss auf dieses Thema?
  • Was wünsche ich mir zu diesem Thema für die Zukunft?
  • Wer unterstützt mich, damit ich die Zukunft gestalten kann?

Nun bist du der Themen bewusst, mit denen du dich beschäftigst. Du merkst, ob du alte Gedanken wiederkäust oder ob du wirklich denkst.

Dies ist der Punkt, an dem du von Gedanken zum Denken kommst. Du lenkst deine Aufmerksamkeit – du bist nicht mehr das Opfer – du bist der Täter, du übernimmst die Verantwortung für dein Denken.

Erschaffe dir neue Möglichkeiten, neue Erkenntnisse, neue Realitäten!

»Werfe alle Gedanken und Vorstellungen fort,
und halte Dich nur an das, was Du bist.«

Kabir, indischer Poet