Wer spricht, der offenbart sich. Wer schreibt, der nimmt Stellung ein. Es gibt so viele vermutete Erwartungen, gesellschaftliche Normen, versteckte Konzepte, Allgemeinwahrheiten, tief-sitzende Annahmen, gemeinschaftliche Werte, dass es nicht immer leicht ist, sich offen zu zeigen. All diese Dinge können wie ein Rahmen für unser Sein sein. Innerhalb dieses Rahmen können wir dann der/die sein, der/die wir sein wollen.
Der Rahmen ist unterschiedlich dick und so haben wir alle unterschiedliche Möglichkeiten. Und im Grunde wollen wir darüber hinaus auch noch geliebt werden, ohne Bedingungen, ohne Einschränkung – für unser Sein.
Ein Leben in Anpassung
Du hast die Wahl zwischen einem Leben in Anpassung, innerhalb der Erwartungen, der Normen, der Konzepte. Vielleicht sind wir dann nicht ganz und gar wir selbst, aber wir fallen nicht auf, schwimmen mit und haben ein auskommen. Du schwimmst im Strom der Masse. Du kannst dich verstecken, hast deine Ruhe, und bist nicht alleine, in dem was und wie du es tust. Solange du die Erwartungen erfüllst, wird die Masse sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten annehmen.
Oder Wahrheit im Sein
Oder du lebst dein Leben, nach eigenen Annahmen, nach eigenen Normen, nach einer Beurteilung und nach eigenen Werten. Es ist unbequemer sein eigenes Leben zu leben. Es ist unbequemer seine Wahrheit zu leben. Du bekommst mehr Fragen, wirst kritischer betrachtet, musst mehr kämpfen, wirst ausgeschlossen, wirst abgestempelt, wirst verurteilt.
Ich schreibe in der Überzeugung, wie Robert Musil sie beschrieb:
»Ich bin nicht nur überzeugt, dass das, was ich sage, falsch ist, sondern auch das, was man dagegen sagen wird. Trotzdem muss man anfangen, davon zu reden. Die Wahrheit liegt bei einem solchen Gegenstand nicht in der Mitte, sondern rundherum wie ein Sack, der mit jeder neuen Meinung, die man hineinstopft, seine Form ändert, aber immer fester wird.«
Deine Wahl?
Und jeder hat die Möglichkeit seine eigene Wahl zu treffen.
Zu sein, wie ich wirklich bin, ohne Maske, ohne Rolle, ermöglicht mir Selbsterkenntnis. Wenn ich gesehen werden will, so wie ich wirklich bin, dann muss ich mich zeigen, so wie ich wirklich bin. Und es ermöglicht andere mich zu erkennen, was auch immer deren Erkenntnis sein mag.
Vor ein paar Tagen habe ich Hildegard von Bingen zitiert, hier auch Worte (aus ‚Triffst du Buddha unterwegs‘, S. 27) dazu:
»Zeige ich mich offen, ohne mich darum zu sorgen, wie der andere darauf reagiert, werden einige sich angesprochen fühlen, andere nicht. Aber wer wird mich lieben, wenn keiner mich kennt? Ich muss es wagen oder allein leben.«
Abschlussfrage
Lebst du deine Wahrheit?