„Eigentlich finde ich es schade, dass man für alles ein Ziel angeben muss. Wieso muss man sich stets an der Zukunft orientieren und rationale Gründe nennen statt in der Realität der Gegenwart zu verweilen und sich auf das eigene Gefühl und die Intuition zu verlassen?“
Niederberger, 2005, Am liebsten beides, Frankfurt am Mai, S. 75 (Antwort auf die Frage, was die Ziele und Motivation des Bewerbers sind)
Heute: Wer keine Ziele hat, mit dem stimmt was nicht, weil er nichts erreichen will.
Wenn du etwas erreichen willst, so brauchst du Ziele. Das liest du in Zeitschriften, Büchern oder in Ratschlägen. Ich selbst bin ein großer Freund von Zielen.
Drei wundervolle Zitate dazu:
- „Wenn du nicht weisst, in welchen Hafen du segeln willst, kannst du unterwegs den Wind nicht nutzen.“ (Seneca)
- „Als sie das Ziel aus den Augen verloren, verdoppelten sie ihre Anstrengungen.“ (Unbekannt)
- „Die Perfektion der Mittel und die Verwirrung der Ziele – das scheint unsere Zeit zu charakterisieren.“ (Arthur Schopenhauer)
Doch warum sind Ziele so wichtig, warum ist es so wichtig etwas erreichen zu wollen?
Schauen wir uns an, was Menschen tun, die keine Ziele haben:
- sie beschäftigen sich mit vielen unterschiedlichen Themen, je nach aktuellem Interesse
- sie nehmen sich Zeit für die Dinge, die in dem Augenblick da sind
- sie entdecken viele neue Dinge Abseits der ausgetretenen Pfade
- ihnen eröffnen sich neue Möglichkeiten, da ihr Fokus sie nicht einengt
Wie urteilen wir über diese Menschen:
- sie vergeuden ihre Zeit, da sie nicht fokussiert sind
- sie sind faul, da sie mehr erreichen könnten
- sie sind unwirtschaftlich, weil der Output ihrer Zeit nach unseren Maßstäben so gering ist
- sie stören die anderen, weil ihr Rhythmus so langsam ist
- sie stellen dumme Fragen, weil sie nicht verstanden haben was wirklich wichtig ist
Warum haben wir Ziele:
Ziele geben Sicherheit, Gewissheit, Orientierung. Etwas zu erreichen wird in unserer Gesellschaft als positiv betrachtet, es wird gern gesehen. Früher dachte man, wer erfolgreich ist, der hat Gottes Segen. Und auch wenn wir es heute nicht mehr aussprechen, so scheint diese Geisteshaltung noch immer bei vielen Menschen präsent zu sein.
Was machen Ziele mit uns:
Wer Ziele hat, ist gedanklich auf einen Punkt in der Zukunft fixiert. Alle Möglichkeiten im Augenblick werden auf Relevanz für diesen fixierten Punkt in der Zukunft geprüft, bewertet und verworfen oder übernommen. Du bist gedanklich immer in der Zukunft. Du bist nicht im Augenblick.
Darüber hinaus definieren wir Ziele oft sachlich, rational, messbar. Wir vernachlässigen unsere Gefühle, unsere Intuition, unsere Werte, unser Miteinander. Damit bewerten wir auch den Augenblick sachlich, rational. Wir vergessen die anderen Dinge leichter, da sie nicht zu unserem fixierten Ziel gehören.
Oft haben wir Ziele, und wissen nicht, warum wir diese erreichen wollen. Neben der sachlich, rationalen Zielformulierung, kommen auf die Frage des „Warum“ dann weitere sachlich, rational, haben-orientierte Begründungen. Du willst Geld verdienen, Güter kaufen, Macht ausüben, …
Warum wirken sich Ziele auf uns auf:
- Wir haben Ziele, die unsere Gedanken von dem Augenblick immer wieder in die Zukunft entführen und verschenken damit Gelegenheiten im Augenblick, die etwas Abseits liegen.
- Wir haben Ziele, die zu wenige Dimensionen (meist sachlich, rational) beinhalten und beschränken damit unsere Wahrnehmung in der Gegenwart auf diese Dimensionen.
- Wir haben Ziele, weil wir etwas erreichen wollen – doch wissen oft nicht einmal, warum wir dies erreichen wollen.
- Wir sind leichter steuerbar, weil Ziele unsere Gegenwart und damit all unsere Wahrnehmungen, Handlungen und Werte beeinflussen.
Pablo Picasso drückte diese Haltung wie folgt aus:
»Ich suche nicht – ich finde
Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen in ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuen. Finden – das ist das völlig Neue auch in der Bewegung.
Alle Wege sind offen und, was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer.
Die Ungewißheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die im Ungeborgenen sich geborgen wissen, die in der Ungewißheit, in der Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen und sich von Zielen ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel bestimmen.
Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis, für jedes neue Erlebnis im Außen und Innen – das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenbarwerden neuer Möglichkeiten erfährt.«
Ziele machen dein Leben ärmer. Du funktionierst (im Sinne unseres Systems) allerdings mit Zielen besser, weil du weniger hinterfragst. Einmal ein Ziel (eine Karotte) vor der Nase läufst du los, bis du das Ziel erreicht hast.
Welche Ziele hast du, warum hast du diese Ziele? Hast du den Mut ohne Ziele zu »Sein«?
Was sind deine Herzenswünsche und decken sich diese mit deinen Zielen?