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Taten oder Gedanken?

„Zwei Zen-Mönche kommen an einen strömenden Fluss, an dem ein kurz bekleidetes Mädchen Angst hat, den Fluss zu überqueren. Der eine Zen-Mönch nimmt sie lachend auf die Schultern und trägt sie hinüber.

Als die beiden Zen-Mönche auf der anderen Seite ihren Weg still fortsetzen, sagt der eine nach geraumer Zeit: „Du bist Dir im Klaren, dass du vorher unsere Mönchsregeln gebrochen hast, als du das Mädchen auf den Schultern getragen hast. Außerdem war sie kurz bekleidet.“ Der Bezichtigte antwortete: „Ich habe sie dort am Fluss wieder abgesetzt, du nicht.“

Eine schöne Geschichte über Taten und Gedanken. In dieser Geschichte vollbringt der eine Mönch eine Tat, der andere hängt dieser Tat in Gedanken anscheinend sehr nach.

Wie oft ist es umgekehrt? Wir sind in Gedanken bei Taten, die wir noch tun möchten. Allzu oft bleibt es bei den Gedanken. Doch wie in dieser Geschichte gibt es manchmal eben Augenblicke, die einmalig sind und so nicht wieder kommen!

Spannend ist in der Geschichte noch die Verletzung der Mönchsregeln. Wahrscheinlich lassen sich diese in den Alltag mit unseren Glaubenssätzen vergleichen. Den um bei den Gedanken zu bleiben und die Tat zu vermeiden kennen wir viele Einwände (und Glaubenssätze), die uns dieses Nicht-Handeln logisch erscheinen lassen.

Wie sagte jemand so treffend:
„Wenn Du immer das tust, was Du bisher getan hast, dann darfst Du Dich nicht wundern, dass Du auch nur das erreichst, was Du bisher getan hast.“
oder
„Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders ist, aber ich weiß, dass es anders werden muss, damit es besser werden kann.“

Zur Regeleinhaltung auch etwas aus Europa:
Meister Eckhart beschrieb ein ähnliches Problem. Was tun, wenn Du in innerer Einkehr (z. B. Meditation) bist und jemand an der Klosterpforte klopft und aus Not um Suppe bitten würde? Für Meister Eckhart hat die Sorge um den Mitmenschen absoluten Vorrang, weil der andere vom Wesen nicht unterschiedlich ist.