Wir streben nach Wissen. Wir gehen zur Schule, besuchen Universitäten, lernen in MOOCs. Erkenntnis als höchstes Gut. Doch erlaubt es der Lärm deines Lebens, dass die Erkenntnis zu dir findet?
»Zu einem einsamen Mönch kamen eines Tages Menschen. Sie fragten ihn: „Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben der Stille?“ Der Mönch war eben beschäftigt mit dem Schöpfen von Wasser aus einem tiefen Brunnen. Er sprach zu seinen Besuchern: „Schaut in den Brunnen! Was seht ihr?“ Die Leute blickten in den tiefen Brunnen. „Wir sehen nichts.“ Nach einer kurzen Weile forderte der Einsiedler die Leute wieder auf, in den Brunnen zu schauen. Die Leute blickten wieder hinunter. „Ja, jetzt sehen wir uns selber!“ Der Mönch sprach: „Schaut, als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selber!“«
In unserer Zeit wird Stille selten. Jeden Moment kann über WhatsApp, Facebook & Co. die Stille des Augenblicks unterbrochen werden. Die Zeit, die wir nur mit einer Sache ohne Unterbrechung verbringen wird immer kürzer. Der Rhythmus des Tages, die Schlagzahl, die auf uns einschlägt, wird immer höher, immer schneller.
Die Stille zieht sich zurück. Damit vermindern wir die Möglichkeiten der Einkehr, der Ruhe, des Ankommend bei sich selbst. Der Reflexion, des Erkennens, des Verarbeitens, der Einsicht – letzten Endes der Erkenntnis über uns selbst und unserer Bedeutung im Leben für uns und andere.
Stille, welch‘ schönes Wort. In George Orwells ‚1984‘ gibt es kaum Stille, immer läuft irgendwo dieser Apparat, der die Botschaften der Herrschenden verbreitet. In einem Film über den Dalai Lama erfahren wir, dass nun viele Lautsprecher den ganzen Tag auch die Meinung der Herrschenden verkünden. Den Menschen die Stille zu nehmen, stiehlt ihnen die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen.
Was sind deine Momente der Stille?