Der Unterschied zwischen einem aktiven und passiven Leben ist nicht, ob du dich bewegst. Sondern, ob du dein Leben selbst führst oder ob andere dein Leben führen. Konkret kannst du Selbst- und Fremdführung bei Lob und Kritik erleben.
Ein Kollege sagte bei einem Vortrag
„Und wenn Ihnen etwas nicht gefällt, dann sagen Sie es mir. Ich kann mit Kritik umgehen. Ich bin zwar 2 Tage beleidigt, aber das legt sich wieder!“ Wie wunderbar offen und ehrlich. Auch wenn wir „offiziell“ alle Kritik gut finden, den sie hilft in unserer Entwicklung. Doch Kritik kann tief verletzten, sie kann das Selbstwertgefühl schwächen. Sie kann dein Sein von der Meinung anderer abhängig machen. Und darum geht es in der Selbstführung. Wenn du kritisiert wirst, bleibst du in der Selbstführung oder gehst du in die Fremdführung über?
Der Unterschied in Selbstführung oder Fremdführung
Der Unterschied liegt im Ursprung deiner Handlungen nach der Kritik. Handelst du danach als „Reagierender“, der emotional nur noch auf das Verhalten, die Worte des Anderen reagiert, antwortet, verteidigt, angreift? Oder bist du in Deiner Mitte, kannst ruhig zuhören und so agieren, wie du es möchtest? Unterscheidest du bei Kritik zwischen Kritik an einer Sache und Kritik an deiner Person? Kannst du bei sachlicher Kritik ruhiger bleiben, als wenn jemand dich als Person kritisiert? Führt Kritik an deiner Person zu sofortigem Umschalten auf Angriff, Verteidigung? Ist es wichtig, wer dich kritisiert? Wer darf dich kritisieren, wer nicht? Warum unterscheidest du dies? Bleibst du bei Kritik in der Selbstführung oder gehst du in die Fremdführung über?
Und was ist mit Lob
Und wenn wir beim Thema sind. Wie reagierst du auf Lob? Während Kritik oft leidend ertragen wird, freuen sich viele über Lob. Manche Unternehmen leben eine Lob-Kultur (besser Lob-Un-Kultur). Manche Eltern loben ihre Kinder für jede Kleinigkeit. Doch was passiert bei Lob? Bleibst du bei Lob in der Selbstführung oder übernimmt der Lobende die Führung?
Vier Gründe gegen Lob
- Lob enthält die versteckte Botschaft, dass etwas ohne das Lob nicht erstrebenswert wäre, dass die Aufgabe, Tätigkeit ohne Lob nicht erfüllt werden würde. Wer lobt sein Kind fürs Eis essen oder seinen Mitarbeiter für in Urlaub gehen?
- Lob unterstellt darüber hinaus, dass der Akteur selbst (Mitarbeiter, Kind) nicht einschätzen kann, was gut für ihn ist, was wichtig für ihn ist. Dem Akteur wird damit die Chance genommen selbst zu entdecken, was für Vorlieben und Interessen er wirklich hat.
- Am schlimmst ist die Wirkung, dass der Gelobte mit der Zeit sein eigenes Tun nicht mehr einschätzen kann, und auf fremde Bewertung seines Handelns angewiesen ist. Damit geht die Intuition und Selbstwertschätzung verloren. Darüber hinaus wird die ursprüngliche Tätigkeit entwertet, weil sie nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen dem Lob getan wird.
- Jedes erwartete Lob, ist wenn es nicht erfolgt (das Lob ausbleibt), eine Bestrafung für den Akteur. Da dieser in Erwartung (Konditionierung) des Lobs handelte. (mehr dazu bei Kira Schlesinger).
Was ist der Unterschied von Lob und Kritik für dich?
Eine Alternative zu Lob
»Sag Menschen nicht, was sie sind. Sage ihnen im Einzelnen, was sie getan haben, das dein Leben bereichert hat. Drücke aus, wie du dich deswegen fühlst und welche Bedürfnisse erfüllt wurden.«
Marshall Rosenberg zeigt wundervolle Alternativen in diesem kurzen Beitrag auf.
Abschlussfrage
Wer hat die Führung in deinem Leben – du oder andere? Wie nehmen andere auf deine Selbstführung Einfluss, wenn sie dich kritisieren oder loben?