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Ist Rhythmus nur etwas für die ›Natur‹?

Früher bestimmte die Natur den Rhythmus des Menschen. Heute bestimmen Termine, Arbeit, Verpflichtungen, Schulden, technische Geräte unseren Rhythmus. Sie haben unseren Rhythmus eliminiert. Wir wollen immer jung aussehen, wir wollen allzeit informiert sein, wir wollen zu jeder Zeit erreichbar sein, wir reifen nicht mehr, sondern geben uns gereift.

Wer dich vor einem halben Jahr gesehen hat,
erkennt dich heute kaum wieder.
Damals warst du das Leben selbst, voller Farben,
so vieles konnte sich bei dir entwickeln und heranreifen.

Du hast dich dabei verausgabt,
hast alles gegeben und keine Ruhepause gekannt.
Heute stehst du völlig anders vor mir.

Du bist zur Ruhe gekommen,
hast dich nach innen gekehrt
und bist dabei, dich auf das Neue vorzubereiten.

Ich glaube, es wird dir gelingen,
weil du dir Zeit dafür läset.

Alles braucht seine Zeit,
Arbeiten und Ruhen,
Einatmen und Ausatmen,
Sommer und Winter.

Rainer Haag, Ein Baum im Winter

Wie fern von diesem Rhythmus ist doch unser Leben. Elektrisches Licht trennt uns vom natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten. Das Telefonat entbindet unsere Gespräche vom einem gemeinsamen Ort. Das Internet bringt uns einen 24-7-Zugang zu „fast“ unendlichen Daten.

Auch unser Atem hat seinen Rhythmus. Beim Atemzug gibt es zwischen Ein- und Ausatmung eine kleine Pause. Rhythmus bedeutet eine Pause machen. Wenn wir keine Atempause machen, nennen wir es hyperventilieren. Beim Atem ist die kleine Pause so wertvoll, dass wir ohne diese Pause sterben.

In der Natur zeigen die Jahreszeiten einen Rhythmus von wachsen (Frühling), reifen (Sommer), ernten (Herbst) und erholen (Winter). Wir sind ein Teil der Natur.

Kennst du deinen Rhythmus?