Eine Meinung besitzt ein Jeder. Und viele legen ihre Meinung als Maßstab für die restliche Welt an. Jemand verglich Meinungen mit Obst: Schnell verderblich, oft unreif und im Überfluss vorhanden.
»Ein jeder neigt zu folgendem Denken:
Was meiner Meinung entspricht,
dem stimme ich zu;
was meiner Meinung nicht entspricht,
dem widerspreche ich.Diese Meinung,
die meiner gleicht,
halte ich für richtig,
jene Meinung,
die sich von meiner unterscheidet,
beurteile ich als falsch.«
Volltreffer! Da diese Zeilen auch meine Meinung sind, beurteile ich sie als richtig :-). Und ich frage mich gerade, was ich mit der Erkenntnis aus diesen Zeilen machen kann, welche Folgen hat es für mein Denken und Handeln. Beurteile ich Meinungen anderer nun nicht mehr nach meiner Meinung – nach welchen Maßstäben beurteile ich es dann?
Eine kleine Hinführung zur Antwort gibt vielleicht Meister Shosan:
»Jene, die sich selbst nicht wirklich kennen,
kritisieren die anderen aus dem Blickwinkel ihres ungebildeten Egos heraus.Sie bewundern, was ihnen schmeichelt,
und hassen, was ihnen nicht ausreichend beipflichtet.Auf Grund ihrer Vorurteile werden sie schließlich leicht reizbar,
zermürbt von Langeweile und gefangen in den Leiden,
die sie sich selbst zufügen.«
Sich selbst ausreichend zu kennen würde bedeuten genau zu wissen, welchen Standpunkt ich habe. Vielleicht liegt darin auch die Erkenntnis, dass mein Denken und Handeln aus meinem Selbst erfolgen kann und nicht abhängig von anderen (und deren Denken und Handeln) ist. So könnte ich dann auch die Anderen so annehmen wie sie sind, da sie nicht zu meiner Bestätigung beitragen müssen. In diesem Sinne wären die Urteile über andere ein Zeichen meiner eigenen Unsicherheit bzgl. meiner Selbst?
Nicht gelöst ist damit die Frage, nach welchen Maßstäben ich mein Denken und Handeln dann ausrichte! 😉