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Machst du dir was vor?

Stellst du dir manchmal die Frage nach dem Sinn des Lebens? Dann kennst du folgende Fragen: Warum bin ich hier? Was mache ich aus meinem Leben? Wer bin ich eigentlich? Warum bin ich, wie ich bin? Warum bin ich nicht, wie ich gerne wäre? Spannende Fragen, zweifellos – doch unabhängig von den Antworten, was macht es mit dir, dass du dir diese Fragen stellst?

Der neutrale Fall

Im neutralen Fall verändert dich die Beschäftigung mit diesen Fragen nicht. Es ist Kopfkino. Du kreist gedanklich in kleineren oder größeren Abständen – in Abhängigkeit von deiner Lebenssituation – um die eine oder andere Frage, drehst dich im Kreis und deine Antworten verändern sich seit Jahren nicht.

Die Flucht ohne Erlösung

Vielleicht hast du auf Grund deiner Antworten auch Seminare und Weiterbildungen belegt, Bücher gelesen, Gesprächskreise aufgesucht, Menschen kennen gelernt … Damit hast du neue Antworten auf die alten Fragen erhalten. Doch konntest du deine Fragen damit wirklich beantworten?

Der negative Fall

Es kann sein, dass dich die Fragen in die Resignation oder Frustration getrieben haben. Auf der Suche nach Antworten hat dich das Drehen im Kreis so kirre gemacht, dass du diese Fragen nun ablehnst und für nicht beantwortbar hältst. Damit geht einher, dass du die Verantwortung für dein Sein abgegeben hast, dein Einfluss auf dein Leben schätzt du gering ein.

Es ist nicht wichtig, welchen Weg du gehst oder gegangen bist. Es gibt wichtigeres im Leben als die Beschäftigung mit Fragen nach dem Sinn, nach dem Warum.

Was wirklich entscheidet

Entscheidend ist nicht dein Kopfkino, deine gedanklichen Übungen – sondern dein Tätig-Sein, dein tatsächliches Handeln. Dieses Handeln drückt sich in allem durch dich aus. Die Art und Weise wie du gehst, wie du stehst, wie du etwas ausübst und wie du im Kontakt mit anderen Menschen bist.

Und hier liegt ein großes Potential verborgen. Verborgen, weil manche Menschen (du sicherlich nicht) ihr wahres Mensch-Sein verbergen. Sie verbergen ihre Bedürfnisse, ihre Wünsche, ihre Ängste, ihre Erwartungen, ihre Träume, ihre Hoffnungen …

Du lebst neben dir her

Sie verbergen ihr wahres Sein. Sie leben nach den vermuteten Erwartungen anderer. Sie schneiden sich selbst, freiwillig, von der menschlichen Seite ihres Seins ab. Jeder Mensch spürt individuelle Bedürfnisse und seine Art und Weise diese zu befriedigen. Jeder fühlt Wünsche und Ängste, jeder erwartet etwas und wurde dabei schon enttäuscht, jeder kennt Träume (auch wenn er sie verdrängt).

Statt im Kontakt mit anderen Menschen diese menschlichen Dimensionen zum Ausdruck zu bringen, reduzieren wir unser Sein auf Oberflächlichkeiten, auf materielles Kräftemessen, auf ein Höher-Schneller-Weiter, auf pseudo-wissenschaftliche oder wissenschaftliche Theorien, auf Ich-habe-auf-jeden-Fall-recht-und-alle-anderen-haben-unrecht, auf Meinungsdominanz… Auf so viele unwichtige Dinge, Dinge, die nichts mit unserem wirklichen Sein zu tun haben.

Quantität und Qualität

Dabei kommt es nicht auf die Anzahl deiner Kontakte an, sondern auf die Qualität deiner Begegnungen.

»Dialogisches Leben ist nicht eins, in dem man viel mit Menschen zu tun hat, sondern eins, in dem man mit den Menschen, mit denen man zu tun hat, wirklich zu tun hat.«

Martin Buber

Jetzt kommt die Maske ins Spiel

Bei unseren Kontakten setzen wir oft eine Maske auf. Freiwillig. Irgendwann vergessen wir, wer hinter der Maske lebt. Allein der Gedanke hinter die Maske zu schauen macht uns Angst.

Immer eine Maske
Gehalten in einer schmalen Hand, weißlich
Immer eine Maske vor Ihrem Gesicht –

Das Handgelenk
Hielt sie leicht
Erfüllte treu die Aufgabe.

Jedoch manchmal
War da nicht ein Beben,
Zitterten die Fingerspitzen,
Nur ganz leicht –
Währen sie die Maske hielten?

Jahr für Jahr wunderte ich mich
Traute mich aber nicht zu fragen
Und dann –
Trat ich ins Fettnäpfchen,
Schaute hinter die Maske
Und fand –
Nichts
Sie hatte kein Gesicht.

Aus ihr war
Bloß noch eine Hand geworden
Die eine Maske hält –
Anmutig

Die Maske ablegen

Fragst du dich, wie du diese Maske ablegen kannst. Hoffentlich ist es keine Enttäuschung für dich, aber es gibt keine Methode, keine Anleitung, keine guten Tipps, wie du diese Maske ablegen kannst. Das Gute ist, dass du das alles nicht brauchst, um die Maske abzulegen. Du brauchst nur dich.

Wie so oft im Leben hilft es, wenn du beginnst deine Maske wahrzunehmen. Dich selbst beobachtest. Schaue die Maske an, erkenne den Unterschied zwischen deinem Sein und deinem Wirken nach außen. Bewerte es nicht, verurteile dich oder andere nicht, schaue es an, nehme es achtsam wahr. Nach dem Motto: „Ach, das ist ja spannend“.

Wenn du es erkennst, ohne zu verurteilen, kann etwas passiert, etwas verändert sich. Lasse es zu, ohne Druck, ohne Erwartung, sein neugierig.

Kannst du dein (genau dein ganz individuelles, persönliches, einzigartiges, unglaublich wertvolles) Mensch-Sein leben, oder lebt deine Maske dich?