Lebov war ein Visionär!

Hier das Konsumleitbild von Victor Lebov, ein amerikanischen Marketingexpert aus den 1950er Jahren:
„Unsere ungeheuer produktive Wirtschaft verlangt, dass wir den Konsum zu unserem Lebensstil und den Kauf und die Nutzung von Gütern zu einem Ritual machen, dass wir unsere spirituelle Befriedigung und die Erfüllung unseres Selbst im Konsum suchen.“

Er war ein Visionär. Und heute ist seine Vision Wirklichkeit geworden. Einkaufen ist sogar ein tägliches Ritual. Es gibt viele Tempel, in jeder Stadt mehrere davon. Und obwohl es schon so viele gibt, bauen die Menschen immer wieder neue Konsumtempel.

Und wer erkennt es nicht in den Augen eines Konsumenten, wenn er in den heiligen Hallen des Konsums etwas entdeckt, was er dann auch kauft, wenn es dann in den Augen so funkelt, so voller Freude, nun eins mit dem Kauf werden zu können. Diese Schuhe jetzt einmal, am besten heute Abend anzuziehen (und dann nie wieder) – oder einmal diesen Winkelschleifer einzusetzen (meist bleibt es bei einmal). Wer kennt dieses Gefühl voller Konsumentenglück nicht (von dem Glück des Produzenten und dem Glück des Händlers ganz zu schweigen)!

Ja, es ist unser Lebensstil geworden – alles dreht sich um Konsum. Wir arbeiten hart, wir arbeiten viel, um diesen Lebensstil aufrecht erhalten zu können. Ja, wir ruinieren sogar unsere Gesundheit, vernachlässigen unsere Familie, zerstören dafür unsere Erde, beuten andere Menschen dafür Gnadenlos aus – aber im Grunde unseres Herzens sind wir gute Menschen. Wir sind die Guten, weil durch unseren Konsum Wachstum möglich ist!

Die anderen, die dem Konsum nicht verfallen sind, die sind die bösen. Die tun nichts für unser heiliges Wachstum, das sind Trittbrettfahrer! Aber wir sind ja die Guten und unserer christlichen Tradition folgend betrachten wir diese Menschen einfach als verwirrt an. Es sind nicht unsere Feinde, sondern Konsumenten in spe, die den richtigen Weg noch nicht erkannt haben – oder kurzzeitig verlassen haben. Wir führen sie auf den rechten Weg, den unsere Religion macht am meisten Spaß, wenn alle Menschen beim Konsum mitmachen.

Was hältst du von der Aussage von Victor Lebov (aus dem Jahre 1955)?

Anmerkungen

Auch in Deutschland wurde es schon offen besprochen, sogar in Liedern:

Hier der Originalauszug aus dem „Price Competition in 1955“ (Journal of Retailing, Spring 1955):
„Our enormously productive economy demands that we make consumption our way of life, that we convert the buying and use of goods into rituals, that we seek our spiritual satisfactions, our ego satisfactions, in consumption. The measure of social status, of social acceptance, of prestige, is now to be found in our consumptive patterns. The very meaning and significance of our lives today expressed in consumptive terms. The greater the pressures upon the individual to conform to safe and accepted social standards, the more does he tend to express his aspirations and his individuality in terms of what he wears, drives, eats- his home, his car, his pattern of food serving, his hobbies.

These commodities and services must be offered to the consumer with a special urgency. We require not only “forced draft” consumption, but “expensive” consumption as well. We need things consumed, burned up, worn out, replaced, and discarded at an ever increasing pace. We need to have people eat, drink, dress, ride, live, with ever more complicated and, therefore, constantly more expensive consumption. The home power tools and the whole “do-it-yourself” movement are excellent examples of “expensive” consumption.“ 

Zum kompletten Artikel geht es hier: https://hundredgoals.files.wordpress.com/2009/05/journal-of-retailing.pdf