Der Kapitalismus lebt. Er blüht auf. Er vernichtet die Ressourcen der Erde in einer Geschwindigkeit, die unsere Existenzgrundlage zerstört. Der Treibstoff ist nicht Öl. Der Treibstoff sind wir, die Konsumenten.
»Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.«
Der Kapitalismus braucht unbefriedigte Bedürfnisse
Ohne uns Konsumenten kann der Kapitalismus einpacken. Doch der Kapitalismus versucht uns, an sich zu binden. Wie? Erfolgversprechend sind Schulden. Schulden sind die Folge von Konsum. Wer Schulden hat muss arbeiten. Weiteres Mittel ist Angst. Wer Angst um etwas hat, der kauft sich ›scheinbare‹ Sicherheit. Versicherungen arbeiten mit Angst, Pharmakonzerne arbeiten mit Angst, Werbung arbeitet oft mit Angst.
Dazu treffend Jun Luo
»Während meines Aufenthaltes in Deutschland habe ich beobachtet und selbst erlebt, dass sich in den heutigen modernen und leistungsorientierten westlichen Industrieländern die Menschen mehr oder weniger bewusst zu sein scheinen, dass sie in allem um so erfolgreicher und produktiver sind, je mehr sie sich anstrengen. Streß und Überforderung sind oft eine unvermeidbare Folge. Sie werden als Begleiterscheinung des täglichen Lebens akzeptiert (vgl. Kabat-Zinn 1991).
Streßbedingte psycho-physische Störungen und Krankheiten nehmen trotz des heute sehr hohen Fortschritts der westlichen Medizin und des Versorgungsstandards stark zu. Häufig greifen die Menschen zu Nikotin, Alkohol, Beruhigungsmittel aller Art bis hin zu Drogen, um dem Streß zu entkommen und sich besser zu fühlen. Trotz größerem finanziellen und persönlichem Aufwand werden Heilungsaussichten nicht verwirklicht.«
Konsumenten sind die neuen Hamster
Konsum braucht Stress, weil Stressabbau über Konsum suggeriert wird. Entspannt einkaufen oder mit dem gekauften Dingen danach entspannen, sind gängige Mantras der Werbung. In der Praxis zeigen die Einkaufsstraßen wenig entspannte Menschen, vielmehr gehetzte, genervte und unsichere Menschen. Der Konsument wie ein Hamster im Hamsterrad, er gibt alles und erzielt doch keine Veränderung, Entspannung. Im Gegenteil, je mehr Dinge er anhäuft, desto angespannter, gestresster wird er.
Stress macht krank
In unserer Gesellschaft gilt Stress jedoch als Leistungsmerkmal. Wer Stress erlebt, erzielt Leistung. Er ist ›ein Guter‹! Wer keinen Stress hat, macht etwas falsch, ein Minderleister, ein Arbeitsverweigerer, ein Trittbrettfahrer, einer der auf Kosten anderer lebt.
Stress macht nicht krank. Trotzdem wird Stress in unserer Gesellschaft als normal, als notwendig betrachtet.Zu einem anständigen Berufsleben gehört Stress. Wer keinen Stress hat, arbeitet nichts. Oder was denkst du über eine Kollegin, die sagt: „Bei mir ist alles in Ordnung, ich habe keinen Stress.“
Abschlussfrage
Rennst du gestresst im Hamsterrad? Wie geht es dir damit? Ist es das Leben, welches du dir im Alter von 12 Jahren vorgestellt hast?