Bei kleinen Kinder beobachtest du es am einfachsten. Wenn sie die Augen schließen, sehen sie nichts mehr. Sie glauben, dass andere sie auch nicht sehen. Für Erwachsene eine drollige Vorstellung. Wir wissen, dass andere uns sehen können, selbst wenn wir die Augen verschlossen haben. Doch auch Erwachsene verhalten sich so, leider nicht als Spiel, sondern in der Realität.
Wir verschließen die Augen über die Konsequenzen unseres Konsums. Wir sehen die Armut in anderen Ländern nicht, die wir mit unserem Konsum, mit unserer materiellen Orientierung anrichten. Weil wir es nicht sehen, glauben wir auch nicht, dass wir die Armut dort verursachen. Wir sehen die Umweltverschmutzung nicht, die die Produktion der Millionen T-Shirts, Hosen … bewirken – und glauben, sie gibt es nicht. Wir schauen weg und glauben, wenn wir es nicht sehen, dann ist es nicht da.
Wir optimieren unseren persönlichen Nutzen auf Kosten anderer Menschen und unserer Umwelt. Motto: »Solange es mir gut geht, interessiert mich die Konsequenz für andere nicht. Wenn ich es nicht tue, tut es ein anderer.« Sie schützen sich mit hohen Maurern und Statussymbolen, sie kaufen Häuser, Autos, …
Dieses kurze Video bringt es auf den Punkt:
Materialismus häuft Materielles an, jedes Produkt wird entwickelt, hergestellt, transportiert, genutzt, entsorgt. Je billiger ein Produkt, desto kritischer solltest du beim Kauf sein (nicht umgekehrt). Je billiger ein Produkt, desto sicherer kannst du sein, dass irgendwo auf der Welt irgendjemand oder irgendetwas dafür bezahlt.
»Für Billigprodukte muss immer jemand teuer bezahlen. Sie gehen auf Kosten der Natur, weil sie schlecht gemacht und meist aus Kunststoff sind, schnell kaputt werden, daher die Müllberge vergrößern und die Umwelt belasten. Billigprodukte werden auch jenen Menschen in Fernost, die sie produzieren, teuer bezahlt – mit ihrer Gesundheit und Sicherheit.«
Wir leben auf einer Erde. Ein Planet für alle Menschen. Wir atmen die gleiche Luft, trinken das gleiche Wasser. Trotzdem glauben wir, dass uns der Smog in Peking nichts angeht, er ist weit weg. Wir glauben, dass uns die Plastik-Inseln im Meer nichts angehen, unser Rhein ist sauber. Wir schließen die Augen und glauben, uns passiert nichts. Wir sind wie kleine Kinder, nur das wir durch unsere Naivität unsere eigene Lebensgrundlage nachhaltig zerstören.
Gregory Bateson (‚Ökologie des Geistes‘, S. 429) bringt es auf den Punkt:
»Die Überlebenseinheit – sei es in der Ethik oder in der Evolution – ist nicht der Organismus oder die Gattung, sondern das umfassendste System oder die größte ›Macht‹, innerhalb derer das Geschöpf lebt. Zerstört das Lebewesen seine Umgebung, so zerstört es sich selbst.«
Wenn wir unsere Welt zerstören, zerstören wir uns selbst. Die Erde braucht den Menschen nicht zum Leben, die Menschen brauchen aber genau diese Erde (diese Luftqualität, diese Wasserqualität, diesen Temperaturbereich, diese Bodenqualität, …) zum Leben.
Mach deine Augen auf. Sehe genau hin. Warte mit deiner Veränderung nicht auf andere, beginne bei dir, beginne heute.