Bist du auf der Suche nach den richtigen Bedingungen für die Umsetzung deines Traums? Oder suchst die passende Umgebung für deine Ideen? Vielleicht wartest du nur auf die richtige Methode, um endlich zu tun, was du schon immer tun wolltest, um einen Partner fürs Leben zu finden, um beruflich erfolgreicher zu sein? Dann lese hier, wie du den nächsten Schritt tun kannst.
Endlich das tun, was du schon immer tun wolltest. Das könntest du, wenn das Umfeld, die Umgebung anders wäre, wenn die Bedingungen für die Veränderung besser wären, wenn du die richtige Methode beherrschen würdest, wenn sich deine Mitmenschen ändern würden!
Vergiss es.
Es ist nicht das Umfeld, nicht die Umgebung, nicht die Bedingungen, nicht die Methode und auch nicht deine Mitmenschen, die über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden.
Was ist es dann?
Eine kleine Geschichte von Viktor Frankl (aus ‚Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn‘, 1979):
»Während des Ersten Weltkriegs saß ein jüdischer Militärarzt mit seinem Freund, einem aristokratischen Oberst, im Schützengraben, als ein heftiges Bombardement einsetzte. Ihn hänselend fragte der Oberst: „Jetzt haben Sie aber Angst, nicht wahr? Da sieht man wieder einmal, wie sehr die arische Rasse der semitischen überlegen ist.“ Woraufhin der Militärarzt antwortete: „Sicher habe ich Angst. Aber warum sprechen Sie von Überlegenheit der einen Rasse gegenüber der anderen? Wenn Sie, lieber Oberst, soviel Angst hätten wie ich, wären Sie vielleicht schon längst auf und davon gelaufen.“ Worauf es ankommt, ist nämlich tatsächlich nicht die Angst oder was für Gefühle immer wir gerade haben mögen, vielmehr einzig und allein, wie wir zu ihnen Stellung nehmen, also unsere Einstellung. Diese Einstellung jedoch ist jeweils eine eben frei gewählte.«
Es ist die Einstellung, die du dir gegenüber und zur Welt hast. Deine Einstellung kannst du frei wählen, kannst du bewusst wählen, kannst du bei Bedarf verändern.
Dein Verhalten wird von deiner Einstellung gesteuert. Viktor Frankl erlebte und überlebte die Zeit in den Konzentrationslagern. Seine Erfahrungen als Mensch unter Menschen im Konzentrationslager, mit der Brille eines Psychologen, schrieb er nach dem Krieg auf.
»Letzen Endes wird menschliches Verhalten jedenfalls nicht von Bedingungen diktiert, die der Mensch antrifft, sondern von einer Entscheidung, die er trifft. Ob er es nun wissen mag oder nicht: er entscheidet, ob er den Bedingungen trotzt oder weicht, mit anderen Worten, ob er sich von ihnen überhaupt und in welchem Maße er sich von ihnen bestimmen lässt.«
Bei Viktor Frankl war es nicht die Wahl des Partners, eine berufliche Veränderung, eine Entscheidung für die Automarke A oder B, sondern es ging um Leben oder Tod.
In dieser Situation erkannte Frankl, dass es nicht die Bedingungen, die Umstände sind, die über das Verhalten entscheiden. Sondern die Einstellung zur Situation, die Einstellung zur Selbstbestimmtheit des Individuums. Es ist in diesem Sinne auch eine Frage nach dem Sinn, welchen Sinn du der Situation und deinen Umständen gibst. Er schrieb in ›… trotzdem Ja zum Leben sagen‹:
»Was also ist der Mensch? Er ist das Wesen, das immer entscheidet, was es ist.«
Das Ergebnis ist die Übernahme der Verantwortung für die eigene Einstellung, der Mut das eigene Leben bis zum letzten Atemzug Sinn-Voll zu gestalten. Die Entscheidung selbst zu bestimmen, wer du bist.
Wenn du diese Entscheidung für dich getroffen hast, dann suchst du vielleicht nach der richtigen Methode, um weiter voran zu schreiten. Und der Markt der „Rezeptbücher“ ist voll von Methoden, Rezepten, Vorgehensweisen, wie etwas zu tun ist.
Vergiss es.
Margaret J. Wheatley (aus ‚Quantensprung der Führungskunst‘, 1997):
»Es gibt weder Patentrezepte noch Formeln, weder Vergleichslisten noch schlaue Ratschläge, die uns die objektive Wirklichkeit vermitteln können. Wirklich ist nur, was wir durch unser Engagement selbst und mit anderen aktiv schaffen. Nichts läßt sich übertragen; alles ist immer wieder für jeden neu und anders und einmalig.«
Viele Methoden beschreiben Veränderungen auf der Verhaltensebene. Motto: Wenn du dies genau so tust, dann bekommst du, was du möchtest. Das klingt schön, das klingt gut, das klingt einfach, und funktioniert in der Praxis nur selten.
Jede Situation ist in seinem Zusammenspiel von Menschen, Dingen, Erfahrungen, Erwartungen, Umfeld einzigartig. Deshalb kann eine Methode die Anforderungen an diese spezielle Situation nicht ausreichend berücksichtigen. Im besten Fall gibt eine Methode eine Schein-Sicherheit im Handeln und führt unter glücklichen Umständen zum Erfolg. Meist jedoch erlebst du das Gegenteil. So gibt es sehr viele Methoden abzunehmen, doch sehr häufig tritt der JoJo-Effekt ein und du hast nach der Diät mehr Gewicht auf den Hüften.
Darüber hinaus ist jedes Verhalten ein Ausdruck der inneren Einstellung. Gerald Hüther treffend (in Schopp, Johannes. ‚Eltern Stärken – Die Dialogische Haltung in Seminar Und Beratung‘. 4. Auflage, 2013, S. 14-15):
»Dass es die inneren Einstellungen und Haltungen sind, die darüber entscheiden, wie ich mich verhalte, was ich sage, was ich tue, was ich wie bewerte, worauf ich achte, worum ich mich kümmere und wie ich anderen Menschen begegne, ist eine relativ neue Erkenntnis.«
Wenn dein Verhalten nicht zu deiner Einstellung passt, wirkst du unglaubwürdig.
Die schlechte Nachricht ist: Du bist für dein Leben verantwortlich. Jede Ausrede, jedes Verstecken hinter den Umständen, den Bedingungen, dem Umfeld, den Mitmenschen ist Selbstbetrug.
Die gute Nachricht ist, dass es in dir liegt, das zu werden, was du sein möchtest. Die ersten beiden Schritte sind die Verantwortung für dich zu übernehmen und deine Einstellung zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern. Dies ist keine Garantie, dass du das erreichst, was du erreichen möchtest, aber zwei elementare Bedingungen für ein selbstbestimmtes Leben.
Die Ergebnisse deines selbstbestimmten Lebens kannst du nicht alleine steuern. Du kannst Rahmenbedingungen schaffen, damit das Wünschenswerte sich ereignen kann. Wesentliche Rahmenbedingungen sind deine Verantwortung für dein Leben und deine Einstellung zu deinem Leben.