Gestern traf ich eine Oma mit ihrer Enkelin. Diese lief an der Hand der Oma – vorsichtig und wackelig. Wir kamen ins Gespräch. Sie fragte nach dem Alter von Marie und ich nach dem Alter ihrer Enkelin. Als die Oma das Alter ihrer Enkelin nannte, fing sie sofort an zu betonen, dass ihre Enkelin für 2 Jahre zwar noch nicht gut laufe, jedoch viele andere Dinge im Vergleich zu anderen dafür sehr gut kann – und zählte diese auf.
Es ist grausam, dass unsere Gesellschaft schon die kleinsten Lebewesen vergleicht, bewertet, klassifiziert und be- und verurteilt. Nicht einmal das Laufen lernen kann ein Mensch in seinem Tempo tun. Und falls dieser kleine Erdenbürger mal etwas länger braucht, dann hat er Eigenschaften im Vergleich zu anderen, die diese ›Langsamkeit‹ ausgleichen.
Wenn wir damit in diesem Alter anfangen, dann
- machen wir uns als Eltern, Großeltern unglücklich, weil wir mehr auf die Defizite des Kindes schauen,
- begreifen wir nicht die Einzigartigkeit eines jeden Kindes,
- erkennen wir schwerer die individuellen Begabungen des Kindes,
- bringen wir heute dem Kind bei, dass Vergleiche wichtig sind
- und legen damit heute den Grundstein für die Minderwertigkeitsbezogenheit des Kindes in späteren Jahren.
Ist es wichtig, ab das Kind mit 12, 18, 24 Monaten oder noch später laufen lernt? Ist es wichtig, was mein Kind im Vergleich zu anderen Kindern schon kann – und diese noch nicht?
Ist es nicht wichtiger, zu erkennen
- woran mein Kind Freude hat?
- was ihm leicht fällt?
- womit es sich gerne beschäftigt?
- was mein Kind einzigartig macht?
Der Unterschied liegt bei den Stärken. Diese Stärken zu stärken führt zu Menschen, die sich ihrer selbst bewusst sind. Die aus innerer Stärke sind und erfahren haben, dass sie geliebt werden, dass sie Dinge gut können, dass sie in Ordnung sind, so wie sie sind.
Vergleiche machen unglücklich, an Schwächen zu arbeiten macht mittelmäßig.
Vergleichst du dich gerne? Arbeitest du an deinen Schwächen?