Ein glücklicheres Leben durch Philosophie

George Berkeley

George Berkeley beschreibt es so wundervoll:

»§1. Da Philosophie nichts anderes als das Streben nach Weisheit und Wahrheit ist, sollte man vernünftigerweise erwarten dürfen, dass diejenigen, welche die meiste Zeit und Mühe auf sie verwendet haben, sich einer größeren Ruhe und Heiterkeit des Gemüts, einer größeren Klarheit und Sicherheit der Erkenntnis erfreuen und weniger durch Zweifel und Bedenken beunruhigt werden als andere Menschen.

Wir sehen jedoch, dass die ungebildete Masse, die auf der breiten Straße des schlichten Menschenverstandes marschiert und vom Diktat der Natur gelenkt wird, größtenteils sorglos und unbeschwert lebt. Nichts Gewohntes scheint diesen Leuten unerklärlich oder schwer zu begreifen. Sie klagen nicht über irgendwelche Unzuverlässigkeiten der Sinne und stehen überhaupt nicht in Gefahr, Skeptiker zu werden.

Sobald wir aber die Sinne und Instinkte hinter uns lassen, um dem Licht eines höheren Prinzips zu folgen, um über das Wesen der Dinge zu räsonieren, nachzudenken und zu reflektieren, erheben sich tausenderlei Zweifel in Bezug auf eben diese Dinge in unserem Geist, die wir zuvor völlig zu begreifen schienen.

Allenthalben tun sich Vorurteile und Irrtümer der Sinne vor unseren Augen auf, und wenn wir diese mittels der Vernunft zu berichten suchen, werden wir unverdeckt in seltsame Paradoxien, Schwierigkeiten und Widersprüche verstrickt, die sich mit fortschreitendem Nachdenken vermehren und steigern, bis wir uns schließlich, nachdem wir das Labyrinth durchwandert haben, am Ausgangspunkt wiederfinden, oder, was noch schlimmer ist, in hoffnungslosem Skeptizismus versinken.«

Aus: Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis (1710)

Ergo: Nachdenken macht nicht glücklicher, manchmal schadet es eben auch 🙂

Kombiniert man dies mit einer unserer gesellschaftlichen Herausforderungen: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem!“, so wäre die Konsequenz daraus weniger zu denken, sondern endlich das Richtige zu tun. Leider glaubt jeder zu wissen, was das Richtige ist, auch wenn es die wenigsten dann tun. Aber da wären wir ja wieder beim Nachdenken …