?Werner Mittelstaedt (aus seinem Buch „Frieden, Wissenschaft, Zukunft) hat eine sehr schöne Gegenüberstellung über die Wahrnehmung erstellt. Er hat sie im Kontext des Friedens auf der Welt gestellt. Nehme Dir 15 Minuten Zeit und lese die jeweiligen Gegenüberstellungen. Wähle dann diejenige aus, die Deiner Einstellung entspricht. Wie nimmst Du die Welt „wahr“?
Verkürzte Wahrnehmung | Komplexe Wahrnehmung |
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Merkmale der dominierenden, der verkürzten Friedenswahrnehmjung. (Monokausales Denken und Handeln. Moralisch-ethische Prinzipien werden meistens auf einfacher Stufe befolgt. Sie müs- sen überwiegend »von außen« durch Gesetzte, V orschriften, Richtlinien und dergleichen »dirigiert« werden.) | Merkmale der komplexen Friedenswahrnehmung. (Kausales Denken und Handeln bzw. der Wille dazu. Spirituelle und/oder religiöse Orientierungen, die die moralisch-ethischen Prinzipien auf hoher Stufe einschließen. Sie kommen durch spirituelles und/oder religiöses Empfinden »von innen« zur Entfaltung.) |
1. Gewalt kann eine Möglichkeit sein, um Konflikte zu lösen. | 1. Mit Gewalt lassen sich Konflikte nicht lösen, weil Gewalt immer Ge-Gegengewalt mit weitreichenden negativen Folgen erzeugt. |
2. Krieg als letzte Möglichkeit, um Konflikte zu lösen, kann legitim sein. | 2. Krieg ist das Ende der Vernunft und kein legitimes Mittel um Konflikte zu lösen. Gewaltlose Konflikt-Lösungen müssen Vorrang haben. |
3. Zuerst bin ich BürgerIn meiner Nation. Die Interessen meiner Nation sind wichtiger als die anderer. | 3. Ich bin Weltbürger. Die Interessen des Landes, in dem ich lebe, sollten mit allen Ländern dieser Einen Welt harmonisieren. |
4. Ich trenne Menschen nach Herkunft (Nation), Religion und Hautfarbe (Rasse). | 4. Mein Leben wird durch die Vielfalt der Völker, der Religionen und der sonstigen Unterschiedlichkeit der Menschen bereichert. |
5. In meiner Wahrnehmung und Be-Wertung des Friedens interessieren mich die Lebensinteressen räumlich entfernter Menschen, also die anderer Regionen, Länder und Kulturen, nicht besonders. Ich mache mir relativ wenig Gedanken über sie. | 5. In meiner Wahrnehmung und Be-Wertung des Friedens muß ich die Lebensinteressen der Menschen, die in anderen Ländern leben, einbeziehen. Ich kann dadurch zum Frieden beitragen, weil ich mich durch diese Wertorientierung mehr mit den Menschen aus anderen Ländern und Kulturen beschäftige und sie besser verstehen lerne. |
6. Für die Interessen der Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen werde ich nur dann Initiativen ergreifen, wenn es die meiner Familie und unmittelbaren Umgebung sind. Für übergeordnete Ziele, wie Frieden und offene Zukunftsperspektiven der nachwachsenden Generationen, kann ich persönlich keine Initiativen ergreifen, weil dafür die Politik und sonstigen gesellschaftlichen Institutionen zuständig sind. | 6. Die Interessen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an einer friedlichen Welt mit offenen Zukunftsperspektiven nehme ich besonders ernst, weil ich mir mein Leben nicht vorstellen kann, in dem sie für mich keine Rolle spielen. Ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten sie zu unterstützen und nehme mir Zeit dafür. |
7. Ich glaube nicht, daß ich mein Leben ändern muß, damit die kommenden Generationen über wünschenswerte Zukunftsperspektiven verfügen können. Frühere Generationen haben auch nicht so gewertet und gehandelt. | 7. Ich muß mein Leben ändern, damit die kommenden Generationen über bessere Zukunftsperspektiven verfügen können. Dafür leiste ich Beiträge, die den Frieden und der Zukunftsfähigkeit dienlich sind. |
8. Der Leistung kleinster Beiträge zur Sicherung der Optionen für wünschenswerte Entwicklungen sowie der Sicherung des Friedens auf individueller Basis stehe ich skeptisch gegenüber, weil diese »nichts bringen«. | 8. Auch kleinste Beiträge tragen dazu bei, daß ich wünschenswerte Entwicklungen und den Frieden fördern helfe. |
9. Ich beschäftige mich nicht besonders mit den Ursachen meiner Aggressionen. | 9. Ich versuche die Ursachen meiner Aggressionen zu ergründen. |
10. Ich beschäftige mich nicht mit den Aggression anderer Menschen – auch nicht, wenn sie gegen mich gerichtet sind. | 10. Ich versuche die Ursachen der Aggression anderer Menschen zu verstehen, nicht nur, wenn sie gegen mich gerichtet sind. |
11. Ich trage an der »Schuld des Nordens« gegenüber den ökologischen, ökonomischen und kulturellen Zerstörungen und daraus resultierenden Verarmungen und Verelendungen der Menschen im Süden keine Mitverantwortung. | 11. Die »Schuld des Nordens« hat zur globalen Krise geführt. Darunter haben die Menschen im Süden und zunehmend auch im Osten zu leiden. Ich möchte dazu beitragen, daß der Norden diese »Schuld« durch ökologische, ökonomische, kulturelle und andere Maßnahmen abbaut. Ich bin mir meiner Mitverantwortung bewusst. |
12. Ich leugne mein Leiden und interessiere mich nicht besonders für die Leiden anderer, auch nicht für das unnötige Leiden durch Hunger, Armut, Elend u.ä.. | 12. Ich erkenne mein Leiden an, denn Leiden gehört zum Leben. Ich möchte aber das unnötige Leiden auf der Welt (Hunger, Armut, Elend u.ä.) reduzieren helfen, wenn auch mein Beitrag sehr klein ausfällt. |
13. Ich lebe mein Leben »hier und jetzt« (Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität). | 13. Ich lebe zukunftsorientiert, weil ich mein Leben mit anderen Men- schen und allen anderen Wesen durch die materiell begrenzte Bio-Sphäre teilen muß. Dieses Teilen muß generativ ausgestaltet sein, also die Interessen künftiger Generationen berücksichtigen. |
14. Ich bin Teil meiner Gesellschaft. Ich versuche ihre Regeln zu befolgen. | 14. Ich bin Teil der »Weltseele«. Mein Werten und Handeln, Denken und Fühlen beeinflusst die Weltseele bzw. das Leben in Gegenwart und Zukunft. Ich versuche, dieser Verantwortung gerecht zu werden, indem ich u.a. die oben angeführten Merkmale der »komplexen Friedenswahr- Nehrung« in meinen Wert- und Handlungsmustern einbeziehe. |