Die Frage nach dem Sinn des Lebens, ist so alt wie die Menschheit selbst. Die gute Nachricht: Es gibt keine Standard-Antwort. Jeder Mensch strebt instinktiv nach seinem persönlichen Sinn. Die schlechte Nachricht: Es liegt an dir selbst, den Sinn deines Leben zu entfalten.
Erich Fromm schreibt kurz und prägnant:
»Er erlebt sich dann als tätiges und schöpferisches Individuum und erkennt, dass das Leben nur den einen Sinn hat; den Vollzug des Lebens selbst.«
Den Sinn des Lebens beschreibt Erich Fromm als das Leben selbst. Damit wäre der Sinn des Lebens kein Satz, der ein Leben lang Gültigkeit besitzt. Der Sinn des Lebens wäre nicht die Suche nach der Antwort auf die Frage „Was ist der Sinn des Lebens?“ Sondern der Sinn des Leben ist deine – persönliche – Antwort auf das Leben selbst. Der Sinn des Lebens als deine Aneignung des Lebens, dein aktives Gestalten deines Lebens.
In Kurzform: Der Sinn des Lebens gibst du dir selbst, in der Art und Weise, wie du dein Leben lebst.
Sinn des Lebens – eine kleine Geschichte
Menschen, die ein Leben lang nach dem Sinn des Lebens suchen, gaben ihrem Leben den Sinn, ein Leben lang nach dem Sinn zu suchen. Tragisch oder erfüllend? Hier eine kleine Geschichte dazu:
»Es gibt die Geschichte von einem jungen Mann, der eine gefährliche und langwierige Reise antrat, um einen alten Weisen zu finden und ihn nach dem Sinn des Lebens zu fragen. Als er schließlich vor dem Weisen stand und seine Frage ausgesprochen hatte, antwortete der Alte: ‚Das Leben ist einfach eine Schale Kirschen.‘ Zunächst überrascht und sprachlos, dann aber gereizt und verärgert, sagte der junge Mann: ‚Das ist alles? Ich bin den ganzen langen Weg hierher gekommen, habe Meere und Berge überquert, Wüsten und Urwälder, um Dich zu finden und nach dem Sinn des Lebens zu fragen – und Du hast nichts weiter zu sagen als, das Leben sei einfach ein Schale Kirschen?“‚ Der Weise lächelte, hob sein Gewand und erwiderte: ‚Na gut, dann ist das Leben also nicht einfach eine Schale Kirschen.‘
„Wer bin ich?“ oder „Wer will ich sein?“
Darüber nachzudenken, wer ich bin, ist nicht tätig, weil die Gedanken aus der Vergangenheit die Gegenwart konstruieren. Die Folge ist oft Enttäuschung und Ohnmacht, weil du nicht so warst (Vergangenheit), wie du jetzt gerne wärst (Gegenwart). Ein Tätigsein, ein entkommen aus der Ohnmacht ist schwer möglich.
Aus meiner Sicht wirksamer: Wer will ich sein? Handle so, als ob Du schon so wärst, wie Du gerne bist – ist ein Aspekt des tätigen Vollzugs des Lebens (Otto Scharmer nennt es in seiner Theory U ›presencing‹). Du entdeckst deinen persönlichen Möglichkeitsraum. Besser ist es durch ein Tätigsein in der Gegenwart die Zukunft zu gestalten. Sei und handle so wie du gerne wärst (Zukunft) und fange gleich damit an (Gegenwart).
In Anlehnung an Martin Buber, Ich und Du, S. 76:
»Nicht wie man etwas sucht: es gibt in Wahrheit kein Sinn-Suchen, weil es nichts gibt, wo man ihn nicht finden könnte.«
Schwimmen im Fluss des Lebens
Du hast eine grobe Ahnung in dir, wie du gerne wärst? Aber das Leben lässt die keine Möglichkeit dies zu entfalten? Du kannst spontan viele Gründe aufzählen, warum du deinen Sinn nicht leben kannst? Du würdest es ja gerne tun, aber das Leben (z. B. Reparatur am Auto, Krankheit, …) kommt dir dazwischen oder du wartest ab, bis etwas nicht mehr ist (z. B. Kinder aus dem Haus) oder etwas eintritt (z. B. die Rente kommt).
Anders gesprochen: Der Fluss des Lebens lässt dir keine andere Wahl, als deinen Sinn nicht zu leben?
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Finde dich damit ab, schließe Frieden damit. Wenn es so ist, dann ist es so. Jetzt noch Energie und Zeit in etwas investieren, was nicht möglich ist, bringt nichts, sondern schadet. Deshalb lasse los und schaue, wie du unter diesen Umständen Sinn entfalten willst.
2. Hinterfrage, was dich davon abhält, deinen Sinn zu leben. Es gibt viele gute Gründe, etwas nicht zu tun. Die kranke Mutter, der Kredit bei der Bank, der „sichere“ Job, usw. Sie alle können dich davon abholten, dem Fluss des Lebens zu folgen. Doch oft lohnt es sich zu hinterfragen, was den passieren würde, wenn du einen anderen Weg gehst. Wenn du dich auf die Unsicherheit, die Unplanbarkeit, das Ungewisse einlässt. Und es dann einfach tust. Du schwimmst dann mit dem Leben, tanzt mit dem Leben und spürst seine und deine Lebendigkeit. Das bedeutet nicht, dass es einfach wird, dass es besser wird, dass es gut ausgehen muss – sondern das du deinen Weg gehst.
Unabhängig für welche Möglichkeit du dich entscheidest, wenn dein Weg sich eher wie eine geteerte Straße anfühlt, kannst du davon ausgehen, dass es nicht dein Weg ist. Sondern ein Weg, den andere gemacht haben. Es ist ihr Weg, dem du nun freiwillig folgst. Das ist bequemer als sich selbst einen Weg zu bahnen, es ist sicherer als selbst ins Ungewisse zu gehen, es ist planbarer, als das Unbekannte zu entdecken. Doch das Leben ist unsicher, unplanbar und unvorhersehbar.