Gestern las ich zwei Märchen; eines aus Norddeutschland, eines aus Japan. Im deutschen Märchen ‚Potthennerken‘ ging es um einen armen Mann, der goldenen Tieren nachging. In einer Höhle angekommen musste er verschiedene Prüfungen bestehen. Diese bestanden darin, dass er den Verlockungen des Bösen widerstehen sollte, obwohl ihm aufgezeigt wurde, dass seine Familie (Frau oder Sohn) sterben sollte, wenn er nicht tat wie ihm geheissen. Er widerstand und Kämpfte sich wieder aus der Höhle.
Dort wurde er, ohne das er es ahnte, mit Gold belohnt, welches sich in seinem Rucksack befand. Davon kaufte er sich ein schönes Schloss und lebte dort mit seiner Familie. Am Ende konnte er durch die erlebten Ängste, Prüfungen sogar noch seine Familie retten und zu guter Letzt gab es auch noch eine wunderschöne Frau für seinen Sohn.
Was lernen wir daraus? Durch Angst über den Kampf zum Geld und Glück. Vielleicht kommt ein Teil der ‚German Angst‘ auch aus unseren Märchen. Glücklich sind die Reichen, die in tollen Schlössern wohnen. Die Helden werden Materialisten. Stärke im Haben.
Das andere Märchen, aus Japan, heißt ‚Der Schwertmeister‘. Hier gibt es einen lauten Samurai, der auf einem Boot prahlt und seine Taten preist. Der anwesende Schwertmeister ist still und schenkt dem Samurai keine Beachtung. Dies missfällt dem Samurai und er fordert den Schwertmeister zum Kampfe heraus. Dieser versucht den Kampf abzuwenden, was ihm nicht gelingt. Obwohl der Schwertkämpfer den Samurai leicht hätte besiegen können, prophezeit er dem Samurai, dass er ihn ohne Waffen besiegen wird. Was ihm gelingt, weil er den Samurai auf einer Sandbank alleine zurück lässt.
Was lernen wir daraus? Der größte, wichtigste Kampf ist der Kampf mit uns selbst. Mit der Selbstsucht, dem Scheinen-wollen, dem sich-zeigen-wollen. Uns selbst und unseren Werten treu bleiben, auch oder gerade in schwierigen Zeiten als erstrebenswertes Ziel. Stärke im Sein.
Diese Märchen aus dem gleichen Buch zeigen auf der einen deutsche Tugenden auf: Kampf, Angst, Geld und Glück – auf der anderen Elemente von Zen, geistiger Stärke und in sich ruhen. In Deutschland würde der Schwertmeister als Feigling bezeichnet, wie der Mann aus dem deutschen Märchen in Japan bezeichnet würde, weiß ich leider nicht.
Es sind nur Märchen, willkürlich aus dem Buch herausgegriffen. Doch vielleicht zeigen sie uns doch auf, wie unsere Gesellschaft tickt, was uns wichtig erscheinen soll.
Wie wichtig ist dir der Kampf im Leben, welche Rolle hat die Angst in deinem Leben, welche Bedeutung hat das Geld für deine Zufriedenheit und hängt Glück mit Materiellem zusammen?
Beziehst du deine Stärke aus dem Haben – oder aus dem Sein. Bist du was du hast – oder bist du, weil du du bist?