Die Arbeit an den eigenen Schwächen ist das Dogma der Personalbeurteilungssysteme. Zuerst zählt der Beurteiler die Stärken auf. Er möchte eine ›gute Basis‹ für seine erkannten Schwächen schaffen. Der Schwerpunkt liegt auf den Schwächen, du erkennst es an der längeren Zeitdauer, die für die Schwächen verwendet wird. Warum sagen wir anderen Menschen, dass sie falsch sind, so wie sie sind?
Unsere Modelle für Personalbeurteilung und Personalweiterbildung stammen aus dem letzten Jahrhundert, teilweise sind sie noch älter. Sie leiten sich auch von der Kindererziehung ab. Es gibt einen, der das Sagen hat, und andere, die das zu tun haben, was gesagt wird. Belohnungen und Strafen, Lob und Kritik als elementare Methoden. Wenn es gut läuft, glaubt der Bestimmende an seine Stärken, läuft es schlecht, liegt in die Ursache bei den Anderen, es ist deren Veranlagung, Charakter, Ungehorsam, Dummheit. Es gibt einen, der beurteilt welches Verhalten gewünscht wird und welches zu unterlassen ist.
Oft findest du dieses Verhalten im Berufsleben, sehr oft bei der Kindererziehung. Jesper Juul bringt die Einstellung hinter diesem Verhalten auf den Punkt:
»Seine Wertvorstellungen stammen aus einer Zeit und aus einer Familie, in der man in vollem Ernst glaubte, Kinder würden ›richtig‹ werden, wenn man sie davon überzeugt, dass sie verkehrt seien.«
Warum glauben wir in der Familie und im Berufsleben, dass wir Menschen ›richtig machen‹, indem wir ihnen aufzeigen, dass sie falsch sind?
Kein Mensch ist falsch. Alle Menschen sind gleichwürdig, gleichwertig. Wie so oft beginnt es bei dir selbst.
Wo glaubst du, dass du falsch, verkehrt, nicht-richtig bist? Wer hat dir eingeredet, dass du falsch bist?
In den Themen, bei denen du annimmst, dass du falsch bist, setzt du eine Maske auf. Du zeigst dich nicht wirklich, du spielst eine Marionette, in dem Glauben es gäbe keine Fäden. Du versteckst dich. Keiner wird dich erkennen. Wirklichen Kontakt zu dir und zu anderen verwehrst du dir selbst.
Was es bedeutet, sich offen zu zeigen, deutet Sheldon B. Kopp an.
»Zeige ich mich offen, ohne mich darum zu sorgen, wie der andere darauf reagiert, werden einige sich angesprochen fühlen, andere nicht. Aber wer wird mich lieben, wenn keiner mich kennt? Ich muss es wagen oder allein leben.«
Abschlussfrage
Bist du richtig, so wie du bist?