Im Newsletter der Ehtikbank stand heute folgendes Zitat:
»Wir leben in einem System,
in dem man entweder Rad sein muss oder
unter die Räder kommt.«
Friedrich Nietzsche
OK, die Zeit von Nietzsche (1844 – 1900) ist schon über 100 Jahre vorbei und ich weiß nicht, wie er unsere heutige Gesellschaft beurteilen würde. Damals im Zeitalter der industriellen Revolution entwickelten sich Technik, Produktivität und Wissenschaft so rasant, dass die ganz neue Systeme entstanden. Ein System war der Kapitalismus und seine Kritiker.
Menschen wanderten vom Land in die Stadt, Marx und Engels brachten ihre Gedanken zu Papier, die Bevölkerung nahm sehr stark zu, die industrielle Produktion entstand. Der Mensch war ein Produktionsfaktor geworden (und ist es in der klassischen Betriebswirtschaftslehre immer noch). Der Mensch als ein Teil im System, der durch den Verkauf seiner Arbeitskraft seine Konsumbereitschaft erreichen konnte. Arbeiten + Konsum = Leben = Rädchen im System sein
Zwischenzeitlich hat es sich natürlich verändert. Die Kurzformel lautet: Arbeit + Schulden + Produktkauf = Leben = Rädchen im System
Zuerst hilft es in unserer Gesellschaft sehr Schulden zu haben. Wer Schulden hat ist ein guter Arbeitnehmer, er MUSS arbeiten. Also ist es ein gutes Zeichen, dass die Verschuldung von Staat und Mensch zunimmt, vor allem junge Menschen erhalten so schon ganz früh die „richtige“ Ausrichtung im Leben.
Konsum bedeutet, dass ich etwas kaufe und konsumiere, das gekaufte also selbst nutze, verarbeite, mir zu eigen mache. Heute ist der Kauf von Produkten wichtiger als der Konsum.
- Wie viele von uns haben sich eine hochmoderne Kamera zugelegt, ohne je all seine Funktionen zu nutzen.
- Wie viel Lebensmittel werfen wir wieder in den Müll, weil wir zwar gekauft, aber nicht gegessen haben?
- Wie viele Kleider hat jeder von uns im Schrank, der nie oder nur einmal getragen hat?
Doch wir sollten uns deshalb keine Sorgen machen, den wir Leben ideal in unserer Gesellschaft, in unserem aktuellen System. Du bist ein gutes Rädchen, weiter so.
Nur wenn alle Rädchen funktionieren, kann unser System laufen.
Deshalb ist es keine gute Idee einer der drei Faktoren (Arbeit, Schulden, Produktkauf) zu vernachlässigen. Tue also folgende Dinge nicht.
- Hinterfrage nicht, ob du jede neueste Produkt-Entwicklung wirklich brauchst, das neueste Smartphone, den neuesten Fernseher …
- Hinterfrage nicht, woher deine Lebensmittel kommen und fange auch nicht an selbst zu kochen.
- Hinterfrage nicht, ob du jede Mode mitgehen möchtest.
- Tue nichts, was deine Kaufkraft reduzieren könnte (z. B. Teilzeit, Elterzeit, Tauschgemeinschaften, …)
- Hinterfrage nicht, welche Erwartungen die Gesellschaft an dich hat, sondern erfülle sie einfach (z. B. ein Auto haben, mehrmals in Urlaub fahren, …)
- Hinterfrage nicht den Glauben an die „Karriere“, d. h. an den Wettlauf zwischen dir und deinen Kollegen um mehr Macht, Geld und weniger Zeit zum eigenständigen Leben.
Sonst kommst du unter die Räder. Dies drückt sich dann dadurch aus, dass du als Sonderling gesehen wirst, als jemand mit merkwürdigen Einstellungen, als jemand mit dem etwas nicht stimmt, der sich altmodisch kleidet, der wohl faul ist, der nicht leistungsbereit ist, der sich vor Wettbewerb mit anderen scheut, … In der höchsten Stufe von „unter die Räder“ steht dann die Definition der anderen, dass du wohl „krank“ sein musst. Und im allerschlimmsten Fall bekommst du dann Tabletten, die dich wieder „auf die Spur“ bringen, dich wieder zu einem Rädchen machen.
Bei den Kindern fangen wir schon an. Wer sich so verhält, dass er das System der Kindererziehung (also die Rädchen produzieren) stört, der bekommt Ritalin. Offiziell neben wir es ADHS und stellt damit eine wundervolle Einnahmequelle für die Pharmaindustrie dar. Und wehe den Eltern, die ihren Kindern kein Ritalin geben, die bekommen die ganze Macht des Systems zu spüren.
Deshalb wähle den einfacheren Weg, sei ein gutes Rädchen. Gehe arbeiten, verschulde dich und gebe das Geld für den Kauf von Dingen aus, die du von der Werbung vorgegeben bekommst.
Oder willst du unter die Räder kommen?